Die niederländischen Bootsbauer:innen sind ehrgeizig, viele sind wirklich gut, aber nur wenige schaffen es, ein modernes, schnelles und auffälliges Sportboot auf den Markt zu bringen. Robert-Jan Sanders hat viele Jahre lang Sportboote im Ausland verkauft, ehe er dachte, es sei an der Zeit, etwas ganz anderes zu tun. Das aufsehenerregende Ergebnis ist die Flynt 956 Nova, auf die er zu Recht stolz ist. Beim Bootsbau ist das Gesamtbild entscheidend. Werden im Grobaufbau falsche Entscheidungen getroffen, wirkt sich das bis ins kleinste Detail aus. Nicht umsonst sagen die Brit:innen: „The devil is in the detail.“ Wir sagen: „Den Meister erkennt man an den großen Zügen, das Genie aber an den teuflischen Details.“

Wunschliste
Sanders’ Suche nach einem neuen Modell führte ihn nach einigen Skizzen zur friesischen Designagentur Vripack. Dort tüftelte er seine Ideen aus und entwarf schließlich eine 32 Fuß (9,56 Meter) lange Yacht, die alle Wünsche kritischer moderner Verbraucher:innen erfüllen kann. Die Liste der Anforderungen war lang. In erster Linie ging es um „Design, das im Gedächtnis bleibt“ – ein Design, bei dem immer wieder neue Linien, Winkel und Perspektiven entdeckt werden können. Ein weiterer Wunsch bestand darin, dass die Flynt innerhalb von drei Sekunden gleiten kann und sowohl bei ruhigem als auch bei rauem Wasser gute Fahreigenschaften aufweisen sollte. Darüber hinaus sollte das Boot neben einer stilvollen Übernachtungsmöglichkeit auch über einen schönen Außenbereich verfügen. Der letzte Punkt auf dem Wunschzettel war ein wettbewerbsfähiger Preis.

Schön ist besser
Das Design ist ein besonderes. Die Flynt verfügt über einen modernen skulpturalen Rumpf, in welchem unzählbare Stilelemente verarbeitet sind. Der Bug ist hoch, während der Heckspiegel besonders niedrig ist. Wer den Blick von vorne nach hinten schweifen lässt, wird einige Zeit damit beschäftigt sein, alle wunderschönen Winkel, Rundungen und sonstigen Elemente des komplexen Designs zu entdecken. Nirgendwo wurde der einfachste Weg gewählt – überall finden sich die schönstmöglichen Lösungen, die den praktischen sichtbar vorgezogen wurden. Gut zu erkennen ist das etwa an den Edelstahlgittern über Bilgenlöchern, an der Art der Befestigung der Badeplattform am Rumpf oder an den Lüftungsöffnungen an den Seiten und am Heck des Bootes. Überall gibt es etwas zu sehen. Hinter dem hohen Bug mit glänzender Edelstahlverzierung beginnt die Reise entlang zahlloser Schiffsbereiche, die allesamt eine jeweils eigene visuelle Sprache zu sprechen scheinen. In der ersten Stunde werden Sie jedes Mal neue schöne Kurven, Ecken oder harmonische Linien sehen. Die subtilen Akzente machen es dabei schwierig, die Flynt zu kategorisieren. Der Begriff des Sportboots greift bei der Flynt etwas zu kurz – sie ist eher ein schneller Lifestyle-Cruiser.

Spinnennetz
Gebaut wird der Polyester-Sandwich-Rumpf des Bootes in den Niederlanden; die ersten beiden Exemplare hat Sanders selbst bauen lassen. Die Form des Unterwasser-Rumpfs ist dabei etwas ganz Besonderes. Er sorgt dafür, dass das Boot schnell beschleunigen kann, nicht in die Wellen kracht und die Gischt perfekt ableitet. Der vordere Teil des Bootes ist dem hohen Bug vorbehalten, der Platz für eine erstaunlich geräumige Kabine bietet. Das Deck ist flach und weist bündige Luken auf, die ansehnlich sind. Der Eingang zur Kabine ist indes zwar recht schmal; im Inneren wird das jedoch von einer Fülle von Designdetails wett gemacht, die durch die Rumpf- und Dachfenster hervorragend zur Geltung kommen. Auch die hölzernen Verstärkungen des Daches und der Fenster fallen positiv auf. Die hölzernen Akzente erinnern dabei an ein Spinnennetz, in dem sich der Blick verfängt. Neben einem großen Bett gibt es in der Kabine auch eine kleine Kombüse mit Spüle und einem Weinkühlschrank. Auf der anderen Seite, unter einem Sitz, wurde eine einfache chemische Toilette installiert. Auffallend ist bei alldem die herausragende Verarbeitung der matt lackierten Holzarbeiten, die wahrlich Superyacht-Niveau bietet.

Der Innenraum
Im Cockpit fallen sofort die niedrige, gewölbte Windschutzscheibe und die beiden gefederten Sitze ins Auge – Anzeichen dafür, dass diese Yacht für pure Geschwindigkeit gemacht ist. Direkt dahinter befinden sich auf beiden Seiten Stufen. Dann kommt der Lounge-Bereich, der ebenso elegant wie schön ist. Hinter den Kissen, die diesen Sitzbereich abschirmen, befinden sich zwei schöne Lounge-Betten. Dazwischen lässt sich ein weiteres schönes Detail entdecken: Dank einer bündig abschließenden Glasscheibe können Sie direkt in den Maschinenraum sehen. Dieses optische Detail kennen Sie vielleicht von Supersportwagen, deren Besitzer:innen ebenfalls stolz auf den Motor sind. Im Maschinenraum befinden sich zwei Mercruiser mit 350 PS, die bei Bedarf auf 2 x 480 PS erweitert werden können. Die Motoren sind mit Bravo-3-X-Heckantrieben und Doppelpropellern verbunden. Eingebaut sind sie indes tadellos; besonders bewundernswert sind dabei der Lufteinlass am Heck sowie die Beleuchtung des Fensters an der Motorluke. Ganz hinten befindet sich ferner eine geräumige Badeplattform mit eingebauter Leiter.

Spoiler
Beim Wegsegeln ist es gut, ein starkes Bugstrahlruder zu haben, da der hohe Bug den Wind leicht auffängt. Das Lenkrad ist bequem bedienbar und alle Bedienelemente befinden sich an passenden Stellen. Auf dem Wasser des Markermeers probieren wir zunächst einige einfache Manöver aus. Der Wendekreis ist kurz; wird er unterschritten, lässt er sich mit dem Bugstrahlruder korrigieren. Die Beschleunigung gleicht indes einem Raketenstart: Im Handumdrehen gelangt das Boot in den Gleitflug und schießt ohne Trimmung auf schwindelerregende 92 km/h. Wie ein Go-Kart, das auf der Straße klebt, fährt die Flynt auf dem Wasser. Wir können uns mit Superspeed drehen und haben immer wieder das Gefühl, auf dem Spoiler von Max Verstappen zu sitzen. Im Cockpit bleiben dabei trotz der hohen Geschwindigkeit und den Sprüngen über die kurzen Wellen alle trocken. Die Flynt segelt auf dem windigen Großwasser sehr geschmeidig und gibt in den Wellen sanft nach. Das nennen wir ein tadelloses Fahrverhalten!
Die Erfahrung hat gezeigt, dass ein Boot umso schlechter wird, je mehr Anforderungen es erfüllen soll. Sanders hat mit seiner Flynt alle diesbezüglichen Vorurteile widerlegt. Die Flynt ist wahrlich ein besonderes Sportboot im höchsten Segment. Der Preis steht zwar noch nicht fest, wir können aber davon ausgehen, dass er bei einer halben Million beginnen wird. Aufgrund der guten Konstruktion, des hohen Ausstattungsniveaus und der hervorragenden Segeleigenschaften scheint das ein angemessener Preis für eine sehr stilvolle, rein niederländische Yacht zu sein.

Technische Eigenschaften: Flynt 956 Nova
- Länge: 9,56 Meter
- Breite: 3,00 Meter
- Tiefgang: 0,80 Meter
- CE-Entwurfkategorie: B
- Motorisierung PS (kW): 2 x Mercruiser 350 PS bis 2 x 480 PS
- Wasserverdrängung (Kilo): 4.300
- Preis ab (inkl. USt): auf Anfrage
Mehr Informationen: www.flyntyachts.com.