In den allermeisten Fällen beschäftigen wir uns im Rahmen unserer Boottests mit neuen, modernen Booten. Doch diesmal ist es anders: Wir nehmen uns einen echten Klassiker vor. Die Pepper 850 wurde vor mehr als zehn Jahren in den Markt eingeführt und erlebt gerade ein Revival – denn Klassiker kommen nie aus der Mode, erst recht nicht, wenn es sich um ein zeitloses Modell handelt.
Zu Wasser gelassen wurde die Pepper einst als Tender avant la lettre; als schnelles, wendiges Boot mit den Merkmalen einer Schaluppe. Inspiriert war es dabei von skandinavischen Booten aus den 30er-Jahren, etwa von den Pettersons, den Larsens oder den Iversens.

Design
Das Design der Pepper stammt von Arnold de Ruijter, der früher bereits einige Preise für seine Entwürfe für Serious Yachts und Super Lauwersmeer erhielt. Er hat mit der Pepper ein Modell entworfen, das viele Wassersportlerinnen und Wassersportler anspricht. Angepasst an die heutigen Anforderungen und gebaut wurde die Pepper nun durch Dutch Shipyard BV. Kennzeichnend für sie ist dabei, dass sie relativ schmal ist und über eine besonders schöne Tumblehome-Rückseite verfügt. Die Pepper ist damit – und aufgrund des lackierten Rumpfs – ein echter Hingucker. Dem Eigentümer zufolge kann ein solches Boot nur gefallen!

Die Pepper zeichnet sich durch ihre relativ schmale Form und den schönen Tumblehome-Rücken aus.
Wochenendboot
Der Bug des Boots ist ein wenig höher, um genügend Platz für eine Kajüte zu bieten. An der Seite akzentuieren die breite Spritzleiste und die lange, aus Edelstahl gefertigte Scheuerleiste das Design des Boots. Die Lufthutze ist ebenfalls aus Edelstahl gefertigt und geht nahtlos in das Pepper-Logo an der Seite über. Daneben findet sich die niedrige Sprühhaube, die sich in einer Linie mit der Längslinie des Boots befindet. Am Heck befindet sich darüber hinaus eine schmale Badeplattform mit einer klappbaren Badeleiter aus Edelstahl. Der Grundriss entspricht indes dem eines Kabinentenders: Im vorderen Bereich befindet sich eine kompakte Kabine mit kompletter Ausstattung für den Aufenthalt. Neben einem geräumigen Bett gibt es eine Toilette mit Wasserspülung und eine Kombüse mit Waschbecken. Insgesamt ist das Boot damit für den Wochenendaufenthalt ausgelegt.

Steuersitz
Direkt hinter der Kajüte befindet sich ein vertiefter Sitzbereich für vier Personen, in dem es sich wettergeschützt, aber doch mit guter Aussicht auf das Wasser sitzen lässt. Danach geht es zum Mittelteil des Boots, der durch den enormen Motorkasten dominiert wird. Weiter hinten befindet sich ein runder Sitzbereich, der für drei Personen ausgelegt ist. Es ist jedoch anzuraten, den u-förmigen Sitzbereich an der Rückseite des Boots ein wenig zu verkleinern, um einen separaten Steuersitz für die Steuerperson unterbringen zu können.
Motorisierung
Unter dem Motorkasten befindet sich ein Motor mit fester Schraubenwelle und einer Leistung von 35 bis 125 PS. In dem getesteten Boot, das mehr als 12 Jahre alt ist, aber die Blaupause für die neuen Versionen darstellt, befand sich ein alter, platzraubender Vierzylinder-Yanmar-Diesel. In Zukunft sind auch Innenborddiesel, Heckantriebe oder moderne Common-Rail-Diesel denkbar, die deutlich kompakter sind und viel weniger Platz einnehmen. Es ist auch geplant, eine vollelektrische Version auf den Markt zu bringen, bei der der Motorkasten und die Konsole noch einmal kompakter gestaltet werden können. Der unter Wasser befindliche Rumpf der Pepper hat einen tiefen Kiel (Bilge) mit zwei Bilgepumpen, sodass das Boot garantiert trocken bleibt. Für den Propeller ist ein Durchgang ins Boot gebohrt. Weitere Ausstattungsteile sind nicht vorhanden.

Konstruktion
Der Bau der Pepper ist herausragend, was sich in der getesteten Version sehr gut sehen lässt. Es ist nirgendwo ersichtlich, dass dieses Boot bereits zehn Jahre Fahrspaß hinter sich hat. Bei den neuen Peppers soll sich das nicht ändern: Auch sie sollen wie die alten mit Vinylesterharz laminiert werden. Positiv aufgefallen ist ferner der Einbau des Motors. Doch es gibt auch Kritik. So sind der Feuerlöscher und die Teile, die gewartet werden müssen, zu denen etwa der Wasser- und der Kraftstofffilter zählen, unter einer Bank angebracht und damit schwer zugänglich. In der neuen Version des Boots soll sich das jedoch ändern. Auf der Rückseite befindet sich ferner ein großer Lagerbehälter, den der jetzige Besitzer als idealen Abfallbehälter ansieht. Gedacht ist er jedoch eigentlich als leicht zugänglicher Platz für Anker, Fock und Leinen.

Überzeugend
Wird der 125-PS-Diesel-Motor gestartet, tut sich merklich etwas. Mit lautem Gebrüll macht der starke Motor sich wie ein alter Löwe bemerkbar. Ganz anders beim Segeln: Der Motor verstummt und die Pepper gleitet lautlos wie ein Delfin durch das Wasser. Der Wendekreis ist groß und lässt sich durch Fishtail-Einstellung am Ruder weiter verbessern. Beim getesteten Modell reicht das Bugstrahlruder aus, um das Boot problemlos festzumachen. Hervorzuheben ist ferner die Beschleunigung: Die Pepper schießt wie ein Blitz los, wenn beschleunigt wird. Der Bug hebt sich dabei leicht, was jedoch nicht unangenehm auffällt. Zu merken ist außerdem, dass das schmale Boot relativ empfindlich auf Gewichtsverlagerungen reagiert, was sich mit einem modernen Trimmsystem mit Interzeptoren leicht kompensieren lässt. Der Bug schneidet die Wellen prächtig und das Boot hinterlässt eine ansehnliche Heckwelle, über die Wakeboarderinnen und -boarder sich sicherlich freuen werden. Doch die Pepper hat nicht nur Positives zu bieten: Beim schnellen Wenden neigt das Boot sich stark zur Seite. Außerdem bleibt hinter dem Steuer niemand trocken. In der neuen Version wurde der Unterwasserrumpf jedoch überarbeitet, um das aufspritzende Wasser besser zur Seite zu leiten. Abgesehen davon ist das Segeln mit der Pepper jedoch eine überaus angenehme Angelegenheit, bei der mühelos auf die Höchstgeschwindigkeit von 41 km/h beschleunigt werden kann. Bei dieser Geschwindigkeit ist das Boot leicht zu kontrollieren und gleitet geschmeidig über das Wasser.
Handlich
Dieser Retrotender ist ein besonderes Boot. Er wurde in den Niederlanden entworfen, in den Niederlanden gebaut und schafft eine hervorragende Kombination von modernen und klassischen Elementen. Angesichts der Länge von 8,5 Metern ist die Pepper dabei wirklich schmal, was auf Kosten des zur Verfügung stehenden Innenraums geht, das Boot jedoch besonders leicht steuerbar macht – vor allem in Häfen und kleineren Fahrrinnen. Mit der Basismotorisierung von 30 PS oder in der elektrischen Variante ist die Pepper ein attraktiver wasserverdrängender Tender. Mit mehr Leistung ist sie ein kerniger Halbgleiter mit einem wirklich eleganten Aussehen.

Technische Eigenschaften Pepper 850
Länge o.a.: 8,50 m
Breite: 2,00 m
Tiefgang: 0,80 m
Wasserverdrängen: 2000 kg
Motorisierung: 30-125 PS, auch elektrisch
Preis ab: € 74.900
Mehr Informationen: www.dutchshipyard.eu