Wir haben mit zwei Fachmännern auf der boot 2015 in Düsseldorf über das Thema "Kauf eines Gebrauchtsbootes" diskutiert. Uns wurden interessante Einblicke geliefert und nachfolgend können Sie einige hilfreiche Tips zu diesem Thema nachlesen. Finden Sie jetzt heraus, was Sie beim Kauf von einem Gebrauchtboot beachten sollten.
Es ist zunächst wichtig vor dem Kauf wichtige Informationen von verschiedenen Quellen einzuholen und verschiedene Angebote zu vergleichen. Es lohnt sich zudem einen Fachmann hinzuzuziehen, der das Gebrauchtboot beurteilt und den Wert des Gebrauchtsboots bestimmt, bestätigt oder korrigiert. Im Folgenden, geben wir einige Tips, die Sie beachten sollten, wenn Sie sich ein Gebrauchtsboot zulegen möchten.
1) Vorschiff/Heck
Es ist empfehlenswert, insbesondere bei Holzbooten, mit der Taschenlampe in das Vorschiff hineinzuleuchten. Wenn es wenig Luftaustausch gibt, besteht Kondenswasser-Gefahr. was wiederum zu Korrosions- oder Rostgefahr führt. Viele vergessen bei der ersten Inspektion das Heck auszuleuchten und können somit Rostschäden oder Schaden durch Rott übersehen. Man sollte somit auch die kleinen Ecken absuchen.
2) Stahldicke
Gerade bei älteren Stahlschiffen sollte man auf die Stahldicke achten und sich nach der ursprünglichen Dicke erkundigen. Ein Fachmann hat geeignete Messinstrumente und kann herausfinden, wie viel bereits weggerostet ist. Insbesondere bei Alu-Käufen sollte man vorsichtig sein, da das Aluminium Elektrolyse ausgesetzt ist, was zu einer zerfressenen Bordwand führen kann. Hier kommt es einem zugute, wenn man die chemische Beschaffenheit und Reaktivität von Metallen kennt. Ein Anbau von sogenannten Opfer-Anoden im Unterwasserbereich, sowie entsprechende Isolierungen der unterschiedlichen Metallteile an Bord können vorbeugend wirken. Bei Alu-Käufen sollte man nachfragen, ob dies gemacht wurde.


6) Osmose
Osmose kann den Bootskörper beschädigen und oft kann man Osmose nur erkennen, wenn man das Boot aus dem Wasser hievt. Jedoch kann Osmose auch machmal 10 bis 20 cm über

Wasser auftreten. Man sollte das gesamte Unterwasserschiff nach Bläschen absuchen. Osmose kann vorkommen, wenn Hersteller unsauber laminieren, die Temperatur nicht
berücksichtigen, bei Staunässe und unsauberer Abdichtung. Eine Erstellung eines blasenfreien Laminats ist durchaus schwierig,
was man mit dem Auflegen einer Plastikfolie auf die Autoglasscheibe vergleichen kann. Im Laminat sind reaktive Stoffe enthalten und wenn Wasser in die halb-durchlässige Membran (Gelcoat) eindringt, können sich Blasen bilden. Wenn man diese Bläschen aufsticht, dringt Flüssigkeit heraus.
Osmose ist ein schleichender Prozess und eine Osmosesanierung kann teuer werden. Hierbei entfernt man zunächst den Gelcoat und schaut sich die Feuchtigkeit im Laminat an und wie tiefgehend diese ist. Nach Abtrennung des Gelcoat muss der Rumpf mit klarem Wasser gewaschen werden, um alle reaktiven Stoffe wegzuwaschen. Danach muss der Rumpf getrocknet werden. Das nasse Laminat ist nicht automatisch kaputt oder von Osmose befallen.
Zum Schluss muss ein Osmoseschutz aufgetragen werden, wobei 600g Acrylharz empfohlen werden, um dem Rumpf einen höhere Festigkeit zu geben. Im schlimmsten Fall muss das gesamte Unterwasserschiff weg und neu beschichtet werden. Der Quadratmeter-Preis muss neu verhandelt werden, variiert und kann teuer sein.
Tips gegen Osmose:
- Trockenlagerung während des Winters
- Gelcoatschicht sollte ausreichend dick aufgetragen werden
- Laminat während der Verarbeitung entlüften
- Süßwasser und warme Wassertemperaturen begünstigen Osmose
7) Lackierung

Eine Dokumentation der verwendeten Farben und Lacke ist durchaus sinnvoll. Man sollte daher nach der Rechnung der Werft fragen, um die Lackbezeichnung ausfindig zu machen. Bei Privatkäufen sollte man im Kaufvertrag dokumentieren, welche Lacke benutzt wurden. Die chemische Zusammensetzung der Lacke kann sich manchmal mit anderen Stoffen nicht vertragen und deshalb ist eine vollständige Dokumentation essentiell.
8) Segel
Insbesondere Regattasegler brauchen neuwertige Segel. Wenn man die Segel bei einem
Gebrauchtboot anschaut, sollte man darauf achten, ob das Profil verzogen ist, kein Vortrieb mehr herrscht und nachfragen, ob oft bei Starkwind gesegelt wurde. Wenn dies der Fall ist, sollte man darüber nachdenken, neue Segel zu kaufen. Neue Segel kosten um die 8.000€ bis 9.000€ bei 30m² Segelfläche (inklusive Spinnaker).
9) Zeltpersenning
Ist die Zeltpersenning in Ordnung? Eine neue kostet zwischen 2.000 und 4.000€. Da die Persenning über das gesamte Boot gezogen wird. sollte man erfragen, ob die UV-Belastung in der Vergangenheit stark war.
Längs- und Querlüftung sind bei Persennings sehr wichtig. Ansonsten muss man Taschen einbauen und pro Seite werden vier Lüfter empfohlen. Es werden außerdem Maschengitter gegen Spinnen benötigt. Ausreichende Belüftung ist essentiell und sollte es nicht genügend Lüfter geben, sollte man sich welche anschaffen.
Ein Tip der Experten ist es Reparaturen wie beispielsweise eine neue Lackierung bei der Werft vornehmenzulassen und den Fachmann nach seiner Einschätzung des Preises zu fragen. Somit wird nicht nur der Wert des Bootes bestimmt, das Boot repariert, sondern man spart am Ende 300€ bis 400€ Transport- und Zeitaufwandskosten.
11) Weitere hilfreiche Tips
Man sollte außerdem Anker, Pintchen, Rettungsmittel und Matratzen näher ansehen. Eventuell müssen Matratzen erneuert oder desinfiziert werden, es sei denn, sie wurden gar nicht oder selten benutzt. Neben den Transportkosten fallen noch Versicherungskosten, Liegeplatzkosten und eventuell Vereinsgebühren an.
Es ist ratsam nachzuhaken, warum jemand das Boot verkauft um so herauszufinden, ob jemand sein beschädigtes Boot aufgehübscht und poliert hat, um es einfach nur loszuwerden. Es ist wichtig den Innenraum anzuschauen, die Schränke nach Schimmel oder Flecken abzusuchen und nachzusehen, ob ausreichend belüftet wurde. Hierbei ist eine genauere Betrachtung der Solarlüfter oder Lüftungsgitter empfehlenswert.
Man sollte sich außerdem über den Werdegang des Bootes erkundigen: wer hat das Boot entworfen (Konstrukteur), auf welcher Werft wurde das Boot hergestellt, wurde das Boot gewartet usw. Alt heißt nicht unbedingt renovierungsbedürftig. Manchmal kann ein altes Boot so gut sein, dass es sofort ins Wasser kann und keine Renovierungsarbeiten bedarf. Ein gut gepflegtes Boot kann 100 Jahre überstehen. Eine Dokumentation über den Verlauf eines Bootes kann sehr hilfreich sein.
Zusammenfassend kann man sagen, dass bei allen Punkten ein Fachmann hinzugezogen werden sollte, der den Bootsinteressenten VOR einem Kauf eines Gebrauchtbootes in allen Punkten gut beraten kann. Das Boot sollte man kontinuierlich pflegen und es ist ratsam jährlich einen Fachmann aufzusuchen, der das gesamte Boot inspiziert.
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